Quarta edizione 2007 • terzo classificato seconda categoria

Brief aus Vorarlberg

Fernando Larcher

Fernando Larcher

Lebt in Folgaria (Trient). Hat mehrere, vor allem historische Texte veröffentlicht, insbesondere die Werke Folgaria Magnifica Comunità (1995), Folgaria – Vicinie, masi e frazioni (2003) und Folgaria Lavarone Luserna 1915 – 1918 (2005). 2006 kam beim Verlag Publistampa aus Pergine sein erster Erzählband heraus, Ave Maria Gratia Plena, eine Sammlung veröffentlichter und unveröffentlichter Werke, unter anderem Il Battesimo, Preisträger im Rahmen des nationalen Kurzgeschichtenwettbewerbs Carlo Cocito (Montà d’Alba – Cuneo, 1990), Ghia kan Taifel Slomperos!, mit dem er den Literaturwettbewerb Frontiere/Grenzen (Fiera di Primiero – Trient, 2001) gewann und Un ballo per Zorban, das in der Ausgabe 2003 desselben Wettbewerbs ausgezeichnet wurde.

LE MOTIVAZIONI DELLA GIURIA

Eine trockene Schreibweise, mit der ein Geschehnis erzählt wird, das uns sofort wirklich, möglich, durchdringend und sichtbar erscheint. Die Enthüllung einer heimlichen Liebe zwischen einer jungen Frau und dem Priester einer kleinen Pfarrei. Auch die Natur ist angesichts dieser Enthüllung betrübt („Die Etsch floss träge dahin und führte kaum Wasser“), die unerhört und zugleich reich an Versprechen von Leben und Veränderung ist. Dann geht das Echo des Skandals in die Erinnerung an eine der Zeit und dem Raum des Möglichen entrissenen Liebe über. In eine durch die Stille des Bewusstseins gesühnte Schuld. Der Erzählduktus ist unleugbar traditionell, jedoch mit solcher Begeisterung und Genauigkeit wiedergegeben, dass er schon deswegen lobenswert zeitgemäß ist.

IL RACCONTO

Don Attilio Masera rief mich von der Straße aus, als ich die Stufen des Pfarrhauses hinauflief. Es war kurz vor Mittag. „Entschuldigen Sie, Don Livio“, sagte er fast ehrfurchtsvoll. Ich drehte mich um und er fuhr fort: „Monsignore bedeutet mir, er müsse dringend mit Ihnen reden, dringend hat er gemeint, heute noch, hat er hinzugefügt…“ Ich bedankte mich bei ihm und bat ihn herein, damit er sich etwas ausruhen könne, doch er lehnte höflich ab, er sagte, er wolle so früh wie möglich in Aldeno sein. Lustlos aß ich mein Mittagessen und überlegte die ganze Zeit, was mir Monsignore wohl so Dringendes zu sagen hatte. Deshalb verschwendete ich keine Zeit. Nachdem ich die Teller meines bescheidenen Mahls weggeräumt hatte, schlug ich den Weg nach Villa Lagarina ein, unter den Weinlauben durch, um mich etwas vor der Sonne zu schützen, die auf das Tal brannte. Und während ich durchs Gras lief, darauf bedacht, in keinen Hundehaufen zu treten, fragte ich mich unablässig nach dem Grund dieses eiligen Herbeizitierens. Ich begriff, dass es etwas Ernstes sein musste, als ich an seine Bürotür klopfte. Er grüßte mich nicht, sondern bedeutete mir nur, mich hinzusetzen, er saß am anderen Ende des großen Tisches. Er hatte seine Brille aufgesetzt und hielt einen offenen Brief vor sich, den er mir überreichte, sobald ich mich hinsetzte. Es handelte sich um eine anonyme Anzeige. Sie begann mit den verhaltenen Tönen einer Präambel, in der die Tugenden des Priesteramtes gelobt wurden, mit Zitaten der Heiligen und Gelehrten der Kirche. Doch sie wurde zu glühendem Eisen, das mir den Magen durchbohrte, als ich las « …leider müssen wir das unmoralische Benehmen Ihres Untergebenen Don Livio Turelli anzeigen, der eine fleischliche Beziehung zu einer Frau seiner Pfarrgemeinde unterhält, die verheiratet und Mutter zweier Söhne in zartem Alter ist, in Abwesenheit des Ehemannes, der den Unterhalt für die Familie verdienen muss… ». Ich schaffte es nicht, den Brief zu Ende zu lesen, ein Knoten schnürte mir den Hals zusammen und nur mit großer Mühe konnte ich den Blick heben, seine Augen waren auf mich fixiert. Ich muss kreidebleich geworden sein. Er hingegen lief dunkelrot an, vor Wut zitternd. „Sie brauchen mir nur zu sagen, dass es nicht stimmt, und ich werde Ihnen glauben!“ zischte er zwischen den Zähnen hervor, „aber es soll die Wahrheit sein, ich verlange die Wahrheit!“ Ich fühlte meine Kräfte schwinden, ich war außerstande, ich konnte einfach keine Silbe herausbringen. Ich versuchte zu reden, wollte verneinen, sagen, es sei alles gelogen, aber… schließlich sagte ich in einem Atemzug: „Es stimmt, ja, es stimmt…“ Er war bestürzt, regungslos. „Wie konnten Sie nur!“ sagte er so leise, dass ich ihn kaum hörte. „Wie konnten Sie nur!“ schrie er kurz darauf und schlug mit der Faust auf den Tisch. Ich senkte den Kopf, verwirrt, vernichtet. Es folgte ein Augenblick verlegener Stille. Mit gesenktem Blick hörte ich seiner plötzlich ruhigen, eiskalt gewordenen Stimme zu. „Kehren Sie in Ihr Pfarrhaus zurück“, sagte er und hielt inne. Dann fuhr er fort: „Ab heute sind Sie krank, so krank, dass Sie weder eine Messe feiern noch andere Ämter ausüben können. Morgen werde ich diesen Brief an Seine Exzellenz den Bischof schicken und werde nicht umhin kommen, eigenhändig meinen Ausdruck tiefsten Schmerzes und Tadels über Ihr unwürdiges Benehmen hinzuzufügen. Es versteht sich von selbst, dass Sie das Pfarrhaus nur verlassen werden, um sich mit Seiner Exzellenz zu treffen, und ich werde dafür sorgen, dass dies so bald wie möglich passiert. Er wird über Ihr Schicksal entscheiden. Ich werde mich dann persönlich um Ihre Nachfolge kümmern.“ Ich hatte den Eindruck, er hatte diese Worte schon vorbereitet, sie sich ausgesucht und zurechtgelegt, während er auf meinen Besuch wartete. „Gehen Sie nun…“, fügte er schließlich hinzu, „Und möge Gott Ihnen verzeihen.“ Ich hatte nicht den Mut, etwas zu entgegnen. Mit gesenktem Haupt drehte ich mich um und verließ das Gebäude. Draußen verschlug einem die sengende Hitze den Atem und ich wurde beinahe ohnmächtig. Auf unsicheren Beinen machte ich mich auf den Rückweg. Ich lief am Flussufer entlang. Die Etsch floss träge dahin und führte kaum Wasser, ausgelaugt von Tagen ohne Wolken, Tagen ohne Regen. Und nun? Sagte ich zu mir, und nun? Was wird jetzt passieren? Also wusste jemand Bescheid, jemand hatte uns gesehen. Hatte Andreina das Pfarrhaus betreten sehen, sie im Auge behalten, vielleicht hatte diese Person mehr gesehen, als ich zu glauben wagte. Das erste Mal, dass sie an das Tor klopfte, war an einem kalten, nebligen Abend. Natürlich erwartete ich sie nicht, alles musste noch passieren, alles war noch jenseits jeglicher Vorstellung meinerseits. Sie war in einen Schal gehüllt und hielt einen Brief fest in der Hand. „Ich bitte Sie, Don Livio“, sagte sie, „ich habe heute diesen Brief bekommen, ich kann kein Deutsch, Sie aber…“ Er war schon geöffnet, als sie ihn mir übergab. Er kam aus Vorarlberg und auf dem Briefkopf stand die Anschrift eines Straßenbauunternehmens. Es handelte sich um ihren Mann, Gaspare Volani, der – so stand da – seit einigen Tagen im städtischen Krankenhaus lag und von sehr hohem Fieber heimgesucht wurde. Die Lage wurde als sehr ernst, aber nicht besorgniserregend beschrieben. Ich erklärte ihr, worum es ging. Sobald ich fertig war, näherte sie sich mir, lehnte ihr Gesicht an meine Schulter und begann zu weinen. Diese gänzlich unerwartete Berührung verwirrte mich. Ich versuchte, sie zu trösten, indem ich banale Worte murmelte, dann begleitete ich sie zum Ausgang. Ich sah ihr zu, wie sie, in ihren Schal gehüllt, wegging. Als ich das Tor schloss, merkte ich, dass in der Luft Spuren eines unverkennbaren Duftes zurückgeblieben waren. Ein leichter, angenehmer Duft. Ich sog ihn tief durch die Nase ein. Auch später, als ich mich auszog, um zu Bett zu gehen, fand ich denselben Duft auf meinem Gewand wieder. Ich roch daran, roch gierig daran. Und hier begann mein Laster. Es verging kaum mehr als eine Woche, da klopfte Andreina erneut ans Pfarrhaus, wieder abends, nach Einbruch der Dunkelheit. Im neuen Brief wurde mitgeteilt, dass sich der Zustand des Kranken verschlechtert hatte. Noch einmal suchte sie Trost an meiner Schulter und dieses Mal, betört durch die Berührung und berauscht durch den Duft, drückte ich sie schüchtern an mich, eine Geste, die auch väterlich hätte scheinen können, doch gänzlich väterlich, versteht sich, war sie nicht. Und die sie in ihrer vollen Bedeutung wahrnahm. Es gab noch einen Brief, ungefähr zehn Tage später. Darin stand, dass es Gaspare besser ging und dass er sich allmählich wieder erholte. Es waren diesmal weder Tränen noch eine tröstliche Umarmung nötig. Das Schreiben glitt einfach zu Boden, fast unter unsere Füße. Was danach passierte, läuft in wenigen Bildern wieder vor meinem inneren Auge ab: das in flackerndes Kerzenlicht getauchte Zimmer, sie, wie sie nackt aus dem Bett steigt und sich verstohlen wieder anzieht. Mein Gewand liegt auf einem Stuhl, sorgfältig zusammengelegt. Die Sehnsucht der Erwartung. Die Leere ihrer Abwesenheit. Dann sie, wie sie das Türchen des Beichtstuhls öffnet und mich ohne Umschweife fragt: „Wann? Wann kann ich dich wiedersehen?“. Danach die Verwirrung des Geistes, die Verlegenheit beim Gottesdienst, das Leiden der Seele. Krank geschrieben, schloss ich mich im Pfarrhaus ein. Ich legte mich tatsächlich ins Bett, täuschte mir selbst vor, einer Krankheit zum Opfer gefallen zu sein, weil ich mich auch davon überzeugen wollte. In einem bestimmten Moment schien mir sogar, ich hätte Fieber. Ein paar Abende lang hörte ich, wie hartnäckig an die Tür geklopft wurde, doch ich machte nicht auf. Sie wird sich wohl gedacht haben, dass etwas Schlimmes passiert war. Ich öffnete nur dem Küster und dem Kirchenpfleger, die sich Sorgen um meine Gesundheit machten. Ich führte Entschuldigungen und Krankheiten unklaren Ursprungs an. Man brachte mir Eier, Gemüse, Polentamehl und wilden Spargel. Ich wartete mit wachsender Angst auf die Vorladung in die Kurie, die unabwendbar etwa eine Woche später eintraf. Ich ging nicht zu Fuß hin, sondern nahm eine Kutsche, ein Luxus, den ich mir sonst nicht leistete, aber ich wollte nicht ganz verstaubt und verschwitzt dort ankommen. Vor dem großen Tor des Ordinariats holte ich tief Luft und wappnete mich mit wankendem Mut. Man ließ mich warten. Eine Stunde im Wartezimmer, hin und herlaufend, unter dem teilnahmslosen Blick des Heiligen Vigilius. Endlich öffnete sich die Tür und der Sekretär Seiner Eminenz ließ mich eintreten. Und so befand ich mich jetzt auf Tuchfühlung – unter vier Augen – mit dem Bischof. Das letzte Mal hatte ich ihn beim Pastoralbesuch getroffen, ein Jahr zuvor. Damals handelte es sich um einen einfachen Wortwechsel über den Zustand der Kirche, des Pfarrhauses, über den Schulunterricht. Er blickte auf und betrachtete mich gründlich, als sehe er mich zum ersten Mal. „Don Livio…“, flüsterte er. Dann senkte er den Blick wieder auf die Papiere, die vor ihm lagen, mit Sicherheit der anonyme Brief und der Begleitbrief des Dekans. „Don Livio…“, begann er erneut und starrte mich an. Ich fühlte, wie ich feuerrot wurde. „Was man mir hierin mitteilt, ist sehr schwerwiegend, das verstehen Sie, nicht?“ „Ja, natürlich, Eminenz, ich verstehe…“, sagte ich unbeholfen. Es trat ein langes Schweigen ein. Er schaute auf die Briefe, doch er las nicht, er überlegte. Er stand auf, kehrte mir den Rücken zu und ging ans Fenster. „Sagen Sie mir, Don Livio…“, begann er wieder, „sagen Sie mir etwas über Ihre geistliche Berufung. Nein, doch nicht. Sagen Sie mir etwas über Ihren Glauben, Ihren christlichen Glauben. Fühlen Sie sich nach dem, was Sie getan haben, noch im Reinen mit Gott und der Kirche?“ Die Stimme war ruhig, betrübt. „Ich, ich bin sehr durcheinander“, sagte ich in einem Atemzug und fügte sofort hinzu: „Was auch immer Sie für mich und mein Amt für richtig halten… ich werde es ausführen, ich überlasse die Entscheidung Ihnen.“ In zwei Schritten war er bei mir und auf einmal ergriff er meine Hände, drückte sie fest. Ich spürte, wie seine Finger sie umklammerten, die Nägel mir ins Fleisch schnitten. „Ich werde Ihnen keine Predigt halten, Don Livio. Mit Ihrem Gewissen und mit Gott müssen Sie abrechnen. Trotzdem – sagte er weiter – müssen wir Maßnahmen treffen. Und es werden strenge Maßnahmen sein, wie Sie verstehen werden.“ Ich senkte den Blick und kniete mich hin, oder besser, ließ mich fast niederfallen. Daraufhin entließ er mich. Das Zimmer füllte sich nun mit einer bleiernen Stille. Durch das Fenster drangen Stimmen von Kindern herein, die auf dem darunter liegenden Platz spielten. Er legte die Brille ab und putzte sie mit dem dunklen Tuch in seiner Hand. Er setzte sie erneut auf und während er zum Fenster raus schaute, sprach er sein Urteil. „Schon morgen werden Sie sich auf den Weg ins Bartholomäus Institut machen, das Pflege– und Altersheim für Priester im Ruhestand. Sie werden nicht als Priester dorthin gehen, sondern als Sünder. Sie werden weder die Messe halten noch Sakramente spenden. Dort drinnen werden Sie der Demütigste unter den Demütigen sein, Sie werden alles tun, was Ihnen verordnet wird. Ich lege Ihnen die Schweigepflicht auf, Sie werden nur aus Dienstgründen reden. Bis wann, darüber werden wir entscheiden. Gehen Sie und reinigen Sie sich. Und beten Sie, hören Sie nicht auf zu beten… Gott ist barmherzig.“ Er verharrte einige Sekunden in Stille. „Gehen Sie nun, gehen Sie…“, fügte er hinzu, ohne sich umzudrehen.

Nun bin ich schon seit zwei Jahren hier. Ich lebe in Stille, wie mir befohlen wurde. Ich schlafe in einem schmucklosen Zimmer am Ende des Flurs, ich habe nur ein Bett und einen Schrank, bin bereit aufzustehen, sobald mich jemand ruft. Auf acht Zimmer verteilt, leben fünfzehn ältere Priester, die fast alle in einem schlechten Zustand sind. Für einige von ihnen gibt es keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht. Ich lebe zwischen ständigem Gestöhne und Gebrumme, zwischen wirrem Gerede, Hilferufen. Mit mir leistet Pater Severo seine Dienste, auch er als Büßer. Wir haben uns nie etwas über unsere Sünden erzählt, aber es sind nicht viele Worte nötig. Seine große, rötlich gefärbte Nase verrät das Laster des Trinkens. Er macht einen stillen, traurigen Eindruck. Morgens früh mache ich meinen Rundgang, um die Nachttöpfe einzusammeln und züchtige meine Nase mit den abstoßenden Gerüchen dieser armen Männer. Darauf folgen das Waschungsritual, die Putzarbeiten, der Küchendienst, die Arbeit im Gemüsebeet und alles, was sonst noch so ansteht. Abends bin ich erschöpft. Die Messe, die Don Venanzio zelebriert, ist eine Erleichterung für mich. Ich ziehe mich in eine Ecke der Kapelle zurück, jedoch nicht zum Beten, meistens fallen mir die Augen zu und ich nicke ein. Und Gott spricht nicht zu mir. Seit es passiert ist, hat Gott die Tür zu meinem Herzen verschlossen. Ich denke, er ist zutiefst beleidigt. Gestern hat mir Schwester Elvira einen Brief vom Ordinariat überreicht. Nächste Woche werde ich wieder vor Seine Exzellenz den Bischof treten müssen. Ich kann mir schon denken, worum es geht. Er wird mich fragen, ob ich mich nach zwei Jahren Demutsarbeit endlich von meiner Sünde befreit fühle, bereit, wieder meine Stelle im Dienste der Kirche anzutreten. Er wird mir eine entlegene Pfarrei vorschlagen, ein armes Dorf in den Bergen, in dem vorwiegend alte Menschen leben, wo menschliche Versuchungen wenig Sauerstoff zur Verfügung haben. Ich frage mich, was ich darauf antworten werde. Ob ich je wieder Don Livio sein werde. Ich glaube, ich werde ablehnen. Wenn Gott nicht zu mir spricht, heißt es, dass er – so denke ich – mich nicht einmal einer Pfarrei ohne Glanz und Glorie für würdig hält. Außerdem bin ich müde. Wenn ich morgens die mit Brunnenwasser gefüllten Eimer trage, spüre ich, wie der Atem schwer geht und das Herz unregelmäßig in der Brust schlägt. Um die Stufen hinaufzusteigen, muss ich mehrmals Halt machen. Ich werde hier bleiben, solange mein Leben dauern wird. Ich erinnere mich nicht einmal mehr an Andreinas Gesichtszüge. Ein paar Mal habe ich in meinem kurzen und bewegten Schlaf von ihr geträumt. Ich habe sie lachen hören, ich habe sie wieder so gesehen, wie ich sie nie hätte sehen dürfen, und ich habe, leise und beunruhigend, wieder ihren Geruch wahrgenommen. Kurz darauf erwachte ich keuchend und verschwitzt. In diesen Träumen gibt es keinen Teufel. Und auch nicht in meinen Händen, die durch ihr Innerstes beflekkt wurden. Es gibt allein meine armselige Menschlichkeit, die vom Pfad abgekommen ist und auf Erlösung wartet, an einem beliebigen Tag, mit beliebigem Wetter, wann auch immer es geschehen soll. Vor kurzem habe ich das Fenster geöffnet. Draußen ist der Herbst schon fortgeschritten, die Luft ist winterlich. Ich habe über den Bondone geschaut und dunkle, düstere Wolkenschwaden umherziehen sehen. Der Winter steht vor der Tür.